Greta Thunberg zum Earth Day: “Wir können dem menschlichen Leben keinen Preis auferlegen”
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Anlässlich des Earth Days am 22. April spricht Klimaaktivistin Greta Thunberg in einem öffentlichen Online-Talk mit Klimaforscher Johan Rockström.
© Quelle: imago images/Matthias Wjst/ Reporters/ Montage
Die Klimakrise und die Corona-Krise sind sich näher als so manch einer bisher vermutet hatte: Das ist eine der Kernaussagen des Gesprächs der schwedischen Klimaaktivisten Greta Thunberg und dem Klimaforscher Johan Rockström. Anlässlich des Earth Day am 22. April trafen sich die Begründerin der Fridays-for-Future-Bewegung und der Leiter vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung zu einem digitalen Talk. Der Forscher zeigt sich dabei durchaus beeindruckt von den Aussagen der 17-Jährigen.
Höheres Ansehen der Forschung als Chance
Direkt zu Beginn des Talks betont Thunberg, dass der Kampf gegen den Klimawandel nicht der Corona-Krise zum Opfer fallen darf. “Wir müssen beide Krisen zu selben Zeit bekämpfen”, sagt die 17-Jährige. Der Klimaforscher Rockström erklärt zudem, inwiefern das Coronavirus eine Folge des Klimawandels sein könnte. “Die Corona-Krise ist kein schwarzer Schwan. Wir haben erwartet, dass so etwas passieren könnte”, sagt der Schwede. So erhöhe die Erderwärmung generell des Risiko für Pandemien.
Die Art und Weise, wie die Corona-Krise global bekämpft wird, sollte auch im Kampf gegen die Klimakrise gelten. So setzen die beiden Schweden vor allem Hoffnung in ein höheres Ansehen der Forschung. “In einer Krise wie dieser ist es wichtig, dass wir auf die Wissenschaft und die Experten hören”, sagt Thunberg.
Durch das aktuell hohe Interesse an wissenschaftlichen Ergebnissen erkennt Rockström generell eine Chance. So muss die Forschung seiner Ansicht nach mit ihren Ergebnissen viel mehr an die Öffentlichkeit gehen. Und eben nicht nur innerhalb der Universitäten und Wissenschaftsmagazine stattfinden.
Neben den Chancen kritisiert Thunberg aber den allgemeinen Umgang mit der Klimakrise. Im Gegensatz zur Corona-Krise sei diese nie als globale Krise kommuniziert worden. Das könnte auch ein Grund dafür sein, wie sich die Menschen verhalten und einschränken.
Ein sofortiges Handeln sei aber im Zuge beider Problematiken notwendig. So betont Rockström, dass die Folgen der Klimakrise zwar keine kurzfristigen Effekte auf die Wirtschaft und das Leben der Menschen haben, sondern erst auf die nächste Generation. Doch auch die soll die Chance auf ein gutes Leben haben.
Neue Wege für Fridays for Future: Onlineprotest
Auch die Fridays-for-Future-Bewegung sah sich durch das Coronavirus gezwungen, neue Wege zu gehen. Wie Thunberg berichtet, wurde der Bewegung im Februar klar, dass sie ihre Strategie ändern müssen. So wurden alle Streiks im März gestrichen und auf soziale Netzwerke verlegt. Einige lokale Gruppierungen sollen zudem Menschen der Risikogruppe geholfen haben. Thunberg unterstreicht, dass die Gruppe definitiv weitermachen werde. Sie haben nur die Art und Weise verändert, wie sie protestieren.
Einen anderen Weg zeigte sie bereits am Dienstagabend. In Kooperation mit der US-amerikanischen Agentur FF veröffentlichte sie die Kampagne “Our house is on fire”. In dem Clip wird der normale, harmonische Alltag einer Familie am Morgen gezeigt, während rund herum das Zuhause niederbrennt. Das Video endet mit der klaren und simpel formulierten Botschaft: “Our hous is on fire. React.” (Deutsch: Unser Haus brennt. Handle.)
Im Gespräch betont die Schwedin auch das gesellschaftliche Potenzial, das in der Krise steckt. Dadurch sehe man, wie Menschen zusammenkommen und gemeinsam arbeiten sowie sich helfen können, besonders auf lokaler Ebene.
Rockström ist begeistert von Thunberg
In einem Punkt sind Thunberg und Rockström sich besonders einig: Die Krise kann jetzt eine Chance sein in die richtige Richtung zu gehen – vor allem was den Klimaschutz angeht. Wie Thunberg sagt, beginnen die Menschen nun neue Prioritäten zu setzen, anders als noch vor ein paar Monaten. Eine stabile Wirtschaft und das menschliche Leben werden gegeneinander abgewogen. So sagt die Klimaaktivisten auch: “Wir können dem menschlichen Leben keinen Preis auferlegen.”
Der Klimaforscher Johan Rockström gibt sich während des gesamten Gesprächs begeistert von der Schwedin. Immer wieder betont er wie wichtig die Dinge sind, die sie anspricht. Generell befürwortet er die ganze Fridays-for-Future-Bewegung. Laut seiner Aussage seien die jungen Menschen sehr wichtig, da sie sich auf der ganzen Welt im Kampf für den Klimaschutz verbinden. So wie es aus seiner Sicht auch vonseiten der Politik sein sollte.