Haben Exoplaneten Monde? Forschende entdecken zweiten möglichen Exomondkandidaten
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Ein internationales Team hat Hinweise auf einen zweiten Mond bei einem Planeten außerhalb unseres Sonnensystems gefunden.
© Quelle: Helena Valenzuela Widerström
Um den 5500 Lichtjahre entfernten Stern Kepler 1708, der unserer Sonne ähnelt, kreist ein Planet mit der knapp fünffachen Masse Jupiters. Und dieser Gasriese wird offenbar seinerseits von einem sehr großen Mond umrundet. Das zeigt die detaillierte Auswertung von Archivdaten des Nasa-Weltraumteleskops „Kepler“ durch ein internationales Forschungsteam.
Es ist erst das zweite Mal, dass Astronominnen und Astronomen Hinweise auf einen Exomond finden – also auf einen Mond bei einem Planeten jenseits unseres Sonnensystems. Weitere Beobachtungen mit anderen Fernrohren seien allerdings nötig, um die Entdeckung zu bestätigen, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Astronomy“.
Existenz von Exomond umstritten
„Astronomen haben schon über 10.000 Kandidaten für Planeten bei anderen Sternen aufgespürt“, erläutert Erstautor David Kipping von der Columbia University in New York. Knapp die Hälfte davon konnte durch weitere Beobachtungen bereits endgültig verifiziert werden.
„Bei Exomonden ist das allerdings sehr viel schwieriger“, gesteht der Forscher, der seit einem Jahrzehnt nach solchen Himmelskörpern sucht. Einen ersten Kandidaten spürten er und sein Team 2017 auf – doch dessen Existenz ist immer noch umstritten.
Planetenjagende überwachen die Helligkeit von Sternen
Das Problem: Planeten – und damit auch deren eventuell vorhandenen Monde – bei anderen Sternen lassen sich nur indirekt aufspüren. Die bevorzugte Methode der Planetenjägerinnen und -jäger ist dabei die Überwachung der Helligkeit von Sternen. Denn zieht ein Planet von der Erde aus gesehen vor seinem Stern vorüber, so schwächt er dessen Strahlung geringfügig ab – und das regelmäßig während jeden Umlaufs. Etwa 190.000 Sterne hat „Kepler“ von 2009 bis 2018 auf solche Schwankungen der Helligkeit hin untersucht und so zahlreiche Exoplaneten entdeckt.
Die Abnahme der Helligkeit ist bereits bei einem Planeten klein – entsprechend bei einem Mond noch geringer. Kipping und seine Kolleginnen und Kollegen haben die Daten von insgesamt 70 von „Kepler“ entdeckten Gasplaneten auf weiten Umlaufbahnen nochmals einer genauen Analyse unterzogen. Denn in unserem Sonnensystem sind es die großen Gasplaneten, die ihrerseits viele große Monde besitzen. Die Vermutung liegt also nahe, dass es in anderen Planetensystemen ähnlich sein könnte. Und je größer ein Mond, desto leichter sollte er sich nachweisen lassen.
Forschende: Weitere Beobachtungen notwendig
Die Forschenden verglichen für jeden der 70 Planeten die von „Kepler“ beobachteten Abschwächungen des Sternenlichts – Transit genannt – miteinander. Etwaige Unterschiede könnten, so die Überlegung, durch einen Mond zustande kommen, der sich von Transit zu Transit relativ zu seinem Planeten an unterschiedlichen Stellen befindet.
Lediglich bei einem einzigen Stern – eben Kepler 1708 – wurden Kipping und sein Team fündig. Hier stießen die Astronominnen und Astronomen auf Abweichungen, die sich mit einem Mond erklären lassen, der fast so groß ist wie der Planet Neptun in unserem Sonnensystem. „Weitere Beobachtungen sind notwendig, um den Kandidaten zu bestätigen oder zu verwerfen“, betonen die Forschenden. Das könne Jahre dauern, wie bei ihrem ersten Kandidaten.
Kandidat bei Kepler 1708 ist monströs
Aber die Suche nach solchen Objekten lohnt sich ihrer Meinung nach: Wie häufig Monde in anderen Planetensystemen sind, welche Planeten sie umkreisen und wie sie entstehen – das könne nicht zuletzt auch ein Licht darauf werfen, welche Rolle Monde dabei spielen, Planeten ähnlich unserer Erde lebensfreundlich zu machen.
Zwar sei der Kandidat bei Kepler 1708 monströs, „aber das ist kein Wunder“, so Kipping. „Man entdeckt immer zuerst die ungewöhnlichen Objekte, die besonders großen – weil sie am einfachsten aufzuspüren sind.“ Mit zukünftigen Instrumenten werde man – wie bei den Exoplaneten – schließlich immer mehr und auch immer kleinere Exomonde finden, ist der Forscher überzeugt.
RND/dpa