Ist da jemand? Wie Forschende endlich Signale von Außerirdischen empfangen wollen
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Die Daten des Meerkat-Radioteleskops werden nach Signalen von Außerirdischen durchsucht.
© Quelle: SARAO
Gibt es intelligentes Leben auf anderen Planeten? Und wenn ja, wie können wir es in den Weiten des Alls aufspüren? Für das Forschungsprojekt Breakthrough Listen werden Daten eines Weltraumteleskops ab sofort nach Signalen außerirdischer Wesen durchsucht. Finanziert wird die Alien-Suche von dem israelischen Investor und Milliardär Yuri Milner und seiner Frau Julia, das Projekt soll 100 Millionen US‑Dollar kosten (etwa 95 Millionen Euro). Breakthrough Listen nutzt die Technologie des Meerkat-Radioteleskops in Südafrika. Mithilfe des Teleskops und eines speziellen „Supercomputers“ sollen Signale aufgefangen werden, die auf das Vorhandensein einer anderen Form von Intelligenz auf fernen Planeten hindeuten.
Das Meerkat-Teleskop befindet sich in der Karoo-Region, einer kaum besiedelten Halbwüstenlandschaft. Es besteht aus 64 großen Antennen, die elektromagnetische Wellen aus dem All empfangen. Diese lassen sich in hochaufgelöste Bilder ferner Galaxien umrechnen. Das Meerkat wurde nicht gebaut, um nach Außerirdischen zu suchen, sondern um den Weltraum und seine Entstehung genauer zu erforschen. Die Forschenden von Breakthrough Listen haben laut einer Mitteilung der Initiative aber die vergangenen drei Jahre damit verbracht, ein neues technisches Instrument zu entwickeln. Damit sollen sich die von Meerkat empfangenen Daten gezielt nach Anzeichen außerirdischen Lebens auswerten lassen.
Das könnten Hinweise auf Technologien im All sein, die nicht menschlichen Ursprungs sind: etwa künstliche Licht- und Energiequellen auf einem anderen Planeten oder eine fremde Satellitentechnik. Oder sogar ein „First Contact“-Signal, das von einer anderen Intelligenz bewusst versendet wurde, um sich für uns bemerkbar zu machen. Technosignaturen werden solche möglichen Spuren im All genannt.
Forschung hat sich in den privaten Sektor verlagert
Auch die Daten anderer Weltraumteleskope werden im Rahmen von Breakthrough Listen bereits nach Technosignaturen gescannt, es wird versucht, Laserstrahlung im All zu erfassen oder Nachrichten von Außerirdischen abzuhören. Von den Meerkat-Daten erwarte man sich aber besonders viel, so Andrew Siemion, einer der leitenden Forschenden, laut einer Stellungnahme. Mit seinen 64 Antennenschüsseln könne das Meerkat-Teleskop einen 50‑mal größeren Ausschnitt des Himmels erfassen als etwa das Green Bank Telescope in den USA. „So ein großer Bereich enthält üblicherweise viele Sterne, die interessante Zielobjekte für die Suche nach Technosignaturen sind“, so Siemion. 1000‑mal mehr Objekte als bisher könnten nun untersucht werden, teilte Breakthrough Listen mit. In nur zwei Jahren werde man mehr als eine Million Sterne untersuchen können, in einer Entfernung von bis zu 250 Lichtjahren zur Erde.
Der Suche nach Technosignaturen haftet etwas Fantastisches an. Zwar suchen auch die großen Weltraumagenturen nach Spuren von Leben auf dem Mars oder dem Mond. Dabei geht es aber meist um biologische Signaturen: Hinweise, dass dort irgendeine Form von Leben möglich war oder ist. Im Unterschied dazu setzt die Suche nach einer Technosignatur voraus, dass intelligente außerirdische Lebewesen existieren, ganz so wie in einem Science-Fiction-Film. Man spricht daher bei der Suche nach Technosignaturen auch von der Suche nach extraterrestrischer Intelligenz (Seti).
Wer glaubt, dass eine außerirdische Intelligenz Technologien nutzt, die den unseren ähneln, geht auch davon aus, dass die Außerirdischen selbst uns sehr ähnlich sein müssten. Die Seti-Forschung, die es seit den 60er‑Jahren gibt, hat sich wohl auch deshalb immer stärker in den privaten Sektor verlagert. Bei der Arbeit der großen Weltraumbehörden spielt sie keine große Rolle mehr. Die Nasa hatte 1992 ein letztes größeres Seti-Projekt geplant, dieses wurde ein Jahr später aber vom amerikanischen Senat gecancelt.
Signal sorgte für Fehlalarm
Seit Beginn der Seti-Forschung in den 60er-Jahren wurde kein Beweis für die Existenz intelligenter Außerirdischer gefunden. Wohl aber kam es zu Fehlalarmen. So machte der russische Astronom Nikolai Kardashev 1965 mit einer Radioantenne ein untypisches Signal aus, das später CTA-102 genannt wurde. Kardashev vermutete, dass es von Aliens stammen könnte. „Es erweckte den Anschein, als versuche es, auf sich aufmerksam zu machen“, soll der Astronom damals notiert haben. Die russische Nachrichtenagentur Tass gab bekannt, man habe eine außerirdische Intelligenz entdeckt, es wurde sogar eine Pressekonferenz abgehalten. Tatsächlich hatten aber zwei amerikanische Astronomen das Signal schon ein Jahr zuvor als einen Quasar identifiziert – den aktiven Kern einer fernen Galaxie der große Energiemengen ausstrahlt.
1977 wurde im Rahmen eines Seti-Forschungsprojekts mit dem „Big Ear“-Teleskop der Ohio State University ein starkes und absolut ungewöhnliches Signal aus dem All empfangen. Der Astrophysiker Jerry R. Ehmann, der es damals als Erster entdeckte, schrieb spontan ein „Wow“ neben die Datenreihe, weshalb das Signal bis heute Wow-Signal genannt wird. Ehmann und manch andere Seti-Forschenden hielten es damals für möglich, dass Wow eine verschlüsselte Nachricht von Außerirdischen enthält. Sie konnten es aber nicht aufschlüsseln, und der Ursprung wurde nie geklärt.
Jahrzehnte später kam die Theorie auf, dass das Signal durch besonders schnell an der Erde vorbeifliegenden Kometen verursacht wurde. Immer noch gibt es aber auch Forschende, die glauben, es könnte von extraterrestrischen Wesen versandt worden sein. Erst in diesem Jahr erschien eine neue Studie, wonach sich in der Richtung, aus der das Wow-Signal kam, erdähnliche Planeten geben könnte, allerdings 1800 Lichtjahre von der Erde entfernt.
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Warum Harvard-Astrophysiker Avi Loeb ’Oumuamua für Alientechnologie hält
Was war ’Oumuamua? Die meisten Astronomen gehen davon aus, dass es sich bei dem ersten in unserem Sonnensystem entdeckten interstellaren Besucher um ein natürliches Objekt handelte. Der Harvard-Professor Avi Loeb dagegen behauptet: ’Oumuamua ist Alientechnologie. Im Interview erklärt er, was aus seiner Sicht dafür spricht.
Erfolge blieben bisher aus
Da bei der Suche nach Technosignaturen bis heute keine echten Erfolge zu verzeichnen waren, fordern einige Seti-Forschende, selbst Nachrichten ins All zu schicken. Analog zur Seti-Forschung nennt man die Wissenschaft hierzu Meti (Messaging to Extraterrestrial Intelligence). Bereits 1974 wurde über das Arecibo-Radioteleskop in Puerto Rico ein Signal von der Erde ins All gesendet, das codierte Informationen über die Menschen und das Leben auf der Erde enthielt. Da das Signal von1974 bisher ohne Rückmeldung blieb, gibt es momentan einen neuen Vorstoß.
Ein internationales Team um den Nasa-Forscher Jonathan H. Jiang hat gemeinsam eine neue Botschaft entwickelt, die es gern in den Weltraum senden möchte. Die Nachricht soll in binärem Code verfasst sein. Unter anderem soll sie Informationen über das Leben auf der Erde und die Position unseres Sonnensystems in der Milchstraße enthalten sowie digitalisierte Bilder des Menschen und die Bitte an Außerirdische, auf unsere Nachricht zu antworten. Getauft haben die Forschenden ihr Signal „The Beacon in the Galaxy“ (BITG), was übersetzt soviel wie „Leuchtfeuer in der Galaxie“ heißt.
Das Versenden von Meti-Nachrichten ist allerdings umstritten. So hatte zum Beispiel der 2018 verstorbene Starphysiker Steven Hawking, ein Unterstützer der Seti-Forschung, stets vor dem Versenden solcher Nachrichten gewarnt. Es sei zu befürchten, dass eine andere Form von Intelligenz auf uns aufmerksam wird, die der Menschheit zu sehr ähnelt. Diese könnte dann auf die Idee kommen, zur Erde zu fliegen, um diese auszubeuten, so Hawking.