Wie kommen Kinder und Jugendliche mit der Pandemie zurecht? „Wir erleben, dass in den Familien die Nerven blank liegen“, berichtet Gottfried Maria Barth, stellvertretender Ärztlicher Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie Tübingen. Er beobachtet bei seinen jungen Patientinnen und Patienten suizidale Gedanken, mangelnde Zukunftsperspektive und Magersucht in einem noch nie da gewesenen Ausmaß.
Herr Barth, wie wirkt sich die Pandemie auf Ihre Arbeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Tübingen aus?
Seit der Pandemie nehmen wir einen Anstieg der Notfälle wahr – allerdings mit einem erstaunlichen Verlauf. Während des ersten Lockdowns nämlich schienen die Familien eher entlastet zu sein von den täglichen Anforderungen, da hatten wir kaum Notaufnahmen. Seit Oktober 2020 sind unsere Notaufnahmen um 40 Prozent gestiegen. Inzwischen kommen jeden Tag ein bis zwei Kinder als Notfall zu uns.