China will VW, Daimler & Co. mehr Freiheiten geben
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Bislang müssen ausländische Autohersteller sich in China einheimische Partner suchen, doch das soll sich ändern.+++
© Quelle: dpa
Peking. Vor dem Hintergrund des drohenden Handelskrieges mit den USA hat China erste Zugeständnisse gemacht. So sollen ausländische Autokonzerne bald nicht mehr auf einheimische Partner angewiesen sein, um in China zu produzieren, wie die Wirtschaftsbehörde am Dienstag in Peking ankündigte. Im Geschäft mit Nutzfahrzeugen solle die Grenze für ausländische Beteiligungen im Jahr 2020 fallen, bei Personenwagen 2022, teilte die Kommission für Entwicklung und Reformen mit.
Bisher dürfen ausländische Autobauer in dem Land nur produzieren, wenn sie Gemeinschaftsunternehmen mit chinesischen Firmen gründen. An diesen dürfen sie nicht mehr als die Hälfte der Anteile halten. Von der Streichung solcher Begrenzungen sollen auch andere Branchen profitieren. So sollen Beschränkungen beim Bau von Autos mit alternativen Antrieben, im Schiffsbau und bei Flugzeugherstellern bereits im laufenden Jahr fallen.
Der Zwang zu Joint Ventures ist seit langem ein Reibungspunkt zwischen China und anderen Ländern, denn chinesische Firmen können ohne Joint-Venture-Zwang zum Beispiel in der EU oder in den USA aktiv werden. US-Präsident Donald Trump hatte deshalb zuletzt mit Androhungen von Strafzöllen den Druck auf China erhöht.
Volkswagen erklärte, man begrüße „jede Öffnung und Liberalisierung des chinesischen Marktes“. Man werde analysieren, ob sich dadurch neue Optionen für den Konzern ergeben. Die bestehenden Joint Ventures seien davon aber nicht betroffen. China ist der wichtigste Absatzmarkt für VW. Die Wolfsburger produzieren vor Ort mit den einheimischen Partnern FAW und SAIC. Geplant sind außerdem Kooperationen mit JAC, auch seitens der hannoverschen Marke VW Nutzfahrzeuge.
Der Verband der Automobilindustrie begrüßte die Ankündigung ebenfalls. „China hat selbst großes Interesse daran, international erfolgreich zu sein“, sagte VDA-Präsident Bernhard Matthes. „Deshalb ist die Gleichbehandlung nationaler und internationaler Unternehmen entscheidende Voraussetzung.“
Aus Sicht von Experten wollte China mit seinen Restriktionen einheimische Hersteller vor übermächtiger Konkurrenz schützen und ihnen helfen, selbst Know-how aufzubauen. Mittlerweile gelten chinesische Marken als international durchaus konkurrenzfähig. Vor allem bei Elektroautos sind Hersteller wie Geely auf der Höhe der Zeit.
Die US-Klagen über schlechten Marktzugang und erzwungenen Technologietransfer hatten den Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften Anfang des Monats offen ausbrechen lassen. Nachdem Trump 25-prozentige Strafzölle auf Importe aus China im Wert von 50 Milliarden Dollar angekündigt hatte, konterte China mit Abgaben in gleicher Höhe auf Einfuhren aus den USA. Trump legte nach, indem er weitere Strafzölle auf Einfuhren von 100 Milliarden US-Dollar ins Auge fasste. Bis die Zölle in Kraft treten, haben beide Seiten noch mindestens zwei Monate Zeit, um einen Handelskrieg durch eine Verhandlungslösung zu verhindern.
Von Andreas Landwehr und Christian Wölbert