Der erste Roboter „Made in Hannover“
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Jens Kotlarski zeigt seinem Roboter, wo es langgeht.
© Quelle: Nancy Heusel
Hannover. Eine Stadt der Roboter ist Hannover schon lange. Ganze Armeen treten jedes Jahr zur Hannover Messe und zur Cebit an. Allerdings gab es keinen Roboterhersteller aus der Region – bislang: Am Donnerstag hat das Start-up Yuanda Robotics den ersten Industrieroboter vorgestellt, der in Hannover entwickelt wurde und bald auch hier produziert werden soll. Der grün-grau lackierte Greifer soll es schon bald mit Konkurrenten von Anbietern wie Universal Robots aufnehmen und Industriearbeitern monotone, körperlich anstrengende Aufgaben abnehmen.
Yuanda Robotics ist ein klassisches „Spin-off“ aus der Forschung: Die drei Gründer und die meisten der rund 15 Mitarbeiter haben an der Leibniz-Uni studiert oder gearbeitet oder tun das noch. Geschäftsführer Jens Kotlarski war dort Gruppenleiter für Robotik, seine beiden Mitgründer Tobias Ortmaier und Matthias Dagen forschen und lehren weiterhin am Institut für Mechatronische Systeme – Ortmaier als Leiter, Dagen als „Oberingenieur“.
Schon 2012 hatten die drei eine Firma gegründet. Der Durchbruch für den Roboter „Made in Hannover“ kam aber erst 2017, und zwar mit Hilfe aus Asien: Der chinesische Industriekonzern Yuanda Group wurde durch Zufall auf den Roboterexperten Kotlarski aufmerksam. Nach zwei persönlichen Treffen investierte Yuanda eine siebenstellige Summe und gründete zusammen mit den drei Hannoveranern die Yuanda Robotics GmbH.
Conti und Sennheiser haben Interesse
Für die nächsten Monate hat das Start-up sich viel vorgenommen. Nächste Woche auf der Hannover Messe will es potenzielle Kunden ansprechen, bis Ende des Jahres den Prototyp zur Marktreife bringen und dann die Produktion in Hannover-Badenstedt starten. „Wir führen aktuell Gespräche mit möglichen Pilotanwendern, darunter auch Sennheiser und Conti“, sagt Kotlarski.
Den Preis verrät er noch nicht. Lieber demonstriert er den Roboter: Er nimmt ihn an die Hand, zeigt ihm, wo er eine Murmel aufnehmen und wo er sie fallen lassen soll. Brav wiederholt der Roboter die Aufgabe danach im Alleingang. Das können andere Modelle zwar auch. Yuanda wirbt aber damit, dass seines eine besondere Kombination aus mehreren Vorteilen biete: feinfühlig, intelligent, schnell einzurichten und einfach zu bedienen soll es sein.
In zwölf bis achtzehn Monaten sollen schon 50 Menschen für Yuanda Robotics arbeiten. In Badenstedt plant das Unternehmen aber aktuell nur eine „entwicklungsnahe Kleinserienfertigung“. Die Massenproduktion soll in China stattfinden – dort, wo auch mit Abstand die meisten Roboter eingesetzt werden. Hannover soll aber Entwicklungsschwerpunkt bleiben. Um den Nachwuchs macht Ortmaier sich keine Sorgen. „Wir bilden jährlich mehrere hundert Studierende in den Robotik-Vorlesungen aus“, sagt er.
Region und Uni fördern Gründer
Die Wirtschaftsförderer in der Verwaltung und die lokalen Hochschulen hoffen auf weitere hannoversche Roboter-Start-ups. „Mit Spin-Offs wie Yuanda Robotics bieten wir klugen Köpfen eine berufliche Perspektive in der Region“, sagte Ulf-Birger Franz, Wirtschaftsdezernent der Region, anlässlich der Yuanda-Vorstellung. Die Region und die Wirtschaftsfördergesellschaft Hannoverimpuls haben schon 2017 400.000 Euro als Risikokapital für Robotik-Start-ups bereitgestellt. Außerdem fördert die Region die „Roboterfabrik“, ein Lehrkonzept der Leibniz-Uni für Studenten, Schüler und Azubis. Robotik-Professor und Yuanda-Mitgründer Tobias Ortmaier betonte, dass Hannover bei der Ausbildung stark sei. Es gelte aber, den Gründergeist zu fördern und „Karrieremöglichkeiten jenseits des großen metallverarbeitenden Betriebs in Wolfsburg aufzuzeigen“.
Von Christian Wölbert