Finanzinvestoren wollen zunehmend an Kronen und Implantaten verdienen. Das schreckt die Zahnärzte auf – sie warnen vor einem Ausverkauf und Nachteilen für Patienten.
Hannover. Mit der Gründung von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) machen Finanzinvestoren zunehmend niedergelassenen Zahnärzten Konkurrenz. Nach einer von der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung in Auftrag gegebenen Studie hat sich die Zahl der von privaten Geldgebern gegründeten Großpraxen von 2015 bis heute deutschlandweit auf rund 350 erhöht – und damit fast verzehnfacht. Diese MVZ hätten ihren Sitz meist in Ballungszentren mit überdurchschnittlichem Einkommen und konzentrierten sich auf ertragreiche Behandlungen, heißt es darin. „Durch Kettenbildungen werden monopolartige Strukturen mit marktbeherrschender Stellung angestrebt und intakte Versorgungsstrukturen zerstört“, sagt der Vorstandschef der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KZVN), Thomas Nels.
Mit der Erlaubnis zur Gründung von MVZ wollte der Gesetzgeber 2004 Medizinern die Chance geben, sich in größeren Gruppen zusammenzuschließen, um unter anderem mehr Teamarbeit zu ermöglichen. Ärzte und Zahnärzte – letztere seit 2015 – können auf eigene Faust kooperieren oder auch als Angestellte eines MVZ arbeiten, das von einem Krankenhaus gegründet wird. Die zweite Option haben auch Finanzinvestoren für sich entdeckt: Sogenannte Private-Equity-Gesellschaften kaufen Kliniken, um diese als Vehikel zur Eröffnung von MVZ zu nutzen. Auffällig sei, dass keiner dieser Krankenhausträger "eine Abteilung für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie aufweist", heißt es in der Studie der Kassenzahnärzte.