Paydirekt zahlt den Preis der Bräsigkeit
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Das Online-Bezahlsystem Paydirekt.
© Quelle: picture alliance / ZB
Hannover. Einfach, sicher, gut – so lässt sich das vom deutschen Geldgewerbe gemeinsam entwickelte und auf den Markt gebrachte Onlinezahlungssystem bewerben. Das Dumme ist nur, dass solche Werbeaussagen kaum jemand interessieren, obwohl sie ihre Berechtigung haben. Paydirekt fristet nach wie vor ein kümmerliches Dasein, auch wenn die jetzt präsentierten neuen Zahlen das Gegenteil suggerieren. Gemessen an dem großen US-Konkurrenten Paypal ist und bleibt der deutsche Anbieter ein Zwerg.
Was schiefgelaufen ist, lässt sich ganz einfach erklären: Paydirekt ist ein paar Jahre zu spät dran. Darin spiegelt sich die Misere des deutschen Kreditgewerbes. Die drei großen Gruppen – Sparkassen, Genossenschaftsbanken und private Banken – müssen erst mal intern klären, was sie wollen. Und dann müssen sie sich noch untereinander einig werden. Dabei geht es um die Verteilung der Aufgaben und vor allem der Kosten. Das ist ein langwieriger Prozess, doch die Auslandskonkurrenten warten nicht darauf, bis er abgeschlossen ist. Sie nutzen vielmehr gern die Chance, die die hiesigen Geldhäuser ihnen durch ihre Bräsigkeit bieten.
Gerade auf dem Gebiet des Zahlungsverkehrs ist die Entwicklung rasant. Diesem Tempo müssen sich die Entscheidungsprozesse anpassen. Wer zu lange zögert, kann den Rückstand kaum noch aufholen. Bei Paydirekt wollen die Beteiligten jetzt noch mal Gas geben. Das kostet viel Geld – bei äußerst ungewissem Erfolg. Dennoch wäre es erfreulich, wenn die Pessimisten nicht recht behalten, nicht nur wegen der hohen Investitionen. Es geht auch darum, die Marktmacht der US-Internetgiganten zu begrenzen.
Von Albrecht Scheuermann