Neuausrichtung steht bevor

Rätselraten um Nord/LB geht weiter

Nord/LB-chef Thomas Bürkle will die Bank „zukunftsfähig“ machen. Wie dies genau geschehen soll, ist noch offen. 

Nord/LB-chef Thomas Bürkle will die Bank „zukunftsfähig“ machen. Wie dies genau geschehen soll, ist noch offen.

Hannover. Seit Monaten wird über die Zukunft der Norddeutschen Landesbank (Nord/LB) gerätselt. Der Nord/LB-Chef trug am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz wenig dazu bei, Licht ins Dunkel zu bringen. Er wolle sich nicht an Spekulationen beteiligen, sagte Thomas Bürkle mehrfach. Er betonte jedoch, dass die Bank kein akutes Kapitalproblem habe. „Wir sind aufsichtsrechtlich im grünen Bereich.“ Zuletzt war spekuliert worden, dass die niedersächsische Landesregierung wegen der dünnen Eigenkapitaldecke des Geldinstituts eine Finanzspritze des Staates zwischen 3 und 4 Milliarden Euro erwäge.

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Bei der Landesbank müsse etwas geschehen, räumte der Vorstandsvorsitzende ein. „Ein einfaches Weiterfahren auf altem Kurs reicht nicht aus.“ Es gehe dabei aber nicht nur um die Kapitalausstattung, sondern um die gesamte Ausrichtung der Bank. Darüber gebe es einen „intensiven Dialog“ mit den Trägern des Kreditinstituts, also vor allem dem Land Niedersachsen als Mehrheitseigentümer und dem Sparkassenverband Niedersachsen. Entscheidungen soll es noch in diesem Jahr geben.

Die ohnehin schon recht knappe Kapitaldecke der Landesbank hatte durch Milliardenverluste bei Schiffskrediten stark gelitten. Im vergangenen Jahr ist es zwar gelungen, die „harte Kapitalquote“ wieder auf 12,2 Prozent und damit auf ein deutlich über der aufsichtsrechtlichen Messlatte liegendes Niveau zu hieven. Bürkle hält aber „mindestens 13 Prozent“ für nötig. Dies liegt nicht nur daran, dass die Aufsichtsbehörden die Kapitalanforderungen in den nächsten Jahren weiter verschärfen werden. Es geht auch um die Bonitätsnoten, die die Bank von den Ratingagenturen bekommt. „Wir brauchen wieder ein A-Rating“, sagte Bürkle. Dies ist wichtig, damit die Bank sich die nötigen Finanzmittel auf dem Kapitalmarkt zu günstigen Konditionen beschaffen kann.

Weniger Schiffskredite

Im laufenden Jahr könnte die Kapitalquote sogar wieder leicht sinken, weil die Abschreibungen auf Schiffskredite die Nord/LB weiterhin belasten. Deshalb laufen seit Monaten Gespräche mit den Trägern über Möglichkeiten der Stärkung. „Zu den Optionen, die wir diskutieren, gehört die Öffnung der Bank für privates Kapital und auch die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft“, sagte Bürkle. Es gebe aber keinen Druck, betonte er. Dennoch müsse man die Nord/LB so aufstellen, dass sie „langfristig sicher“ in einem schwieriger werdenden Markt bestehen könne. Die Entscheidungen lägen bei den Eigentümern.

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Zu den Zielen des Geldhauses gehört auch der Abbau der faulen Schiffskredite. Hier konnte Vorstand Hinrich Holm über Fortschritte berichten: Ende 2017 hatte die Bank davon noch 8,2 Milliarden Euro in den Büchern – 1,2 Milliarden Euro weniger als im Jahr zuvor. Bis Ende 2019 wird eine weitere Verringerung auf 5 Milliarden Euro angepeilt. Dabei kommt dem Institut offenbar zugute, dass die Nachfrage nach gebrauchten Schiffen wieder etwas zunimmt. Ende 2017 hatte die Bank noch 1115 Schiffe mit einem Kreditvolumen von 12 Milliarden Euro im Bestand – fast 5 Milliarden Euro weniger als ein Jahr zuvor.

Das vergangene Jahr hat die Nord/LB mit einem Nettogewinn von 135 Millionen Euro abgeschlossen. Im Vergleich zum Vorjahresverlust von fast 2 Milliarden Euro ist dies zwar eine große Verbesserung – aber der Überschuss blieb damit weit unter früher üblichen Größenordnungen. Dies liegt vor allem daran, dass die Bank noch einmal fast eine Milliarde Euro für schlechte Schiffskredite zur Seite legen musste. Im laufenden Jahr dürfte diese Risikovorsorge auf etwas weniger als die Hälfte sinken. Die Nord/LB habe 2017 alle Ziele erreicht, erklärte Bürkle. In allen Geschäftsfeldern jenseits der Schiffsfinanzierung machte sie Gewinn. Für das laufende Jahr hielt sich Bürkle bedeckt: Die Bank strebe einen Gewinn an, sagte er nur.

Personalabbau kommt voran 

Beim geplanten Personalabbau von umgerechnet 1250 Vollzeitstellen bis Ende 2020 kommt die Nord/LB voran. Zunächst sollen 423 Stellen bei der früheren Bremer Landesbank wegfallen, die vergangenes Jahr mit der Mutter in Hannover verschmolzen wurde. Davon seien schon etwa 90 Prozent vertraglich unter Dach und Fach, hieß es am Dienstag. Im vergangenen Jahr hatte die Bank mit ihren Töchtern insgesamt gut 6100 Beschäftigte.

Von Albrecht Scheuermann

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