Zulieferer

Streit ohne Ende: Prevent legt sich wieder mit VW an

David gegen Goliath: 2016 legten kleine Zulieferer aus der Prevent-Gruppe die Golfproduktion beim Riesen VW lahm.

David gegen Goliath: 2016 legten kleine Zulieferer aus der Prevent-Gruppe die Golfproduktion beim Riesen VW lahm.

Hannover. Nach mehreren Lieferstopps und Gerichtsverfahren eskaliert der Streit zwischen der Zuliefergruppe Prevent und VW erneut. Die Prevent-Tochter Neue Halberg Guss fordert vom Autobauer deutlich mehr Geld. Es geht um Aufschläge bis zum Faktor 10 auf das vereinbarte Niveau, wie aus einem Schreiben von VW an Halberg Guss hervorgeht, das der dpa vorliegt. Halberg-Mitarbeiter fürchten nun um ihre Jobs. Außerdem könnte VW gezwungen sein, Fließbänder anzuhalten, falls Halberg Lieferungen stoppt.

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VW und die Prevent-Gruppe streiten seit Jahren um Preise. In Brasilien und Deutschland musste VW 2015 und 2016 den Bau von Modellen unterbrechen, weil Prevent-Firmen nicht lieferten. Anfang 2018 übernahm Prevent dann über eine Tochtergesellschaft die Neue Halberg Guss in Saarbrücken.

VW besteht auf Vereinbarungen

Laut dem VW-Schreiben hat der Zulieferer anschließend allein für das zweite Quartal 150 bis 180 Millionen Euro mehr von VW gefordert. Außerdem beklagt der Autobauer einen Eigentumsvorbehalt. Demnach liefert Halberg Guss zwar – unter Eigentumsvorbehalt stellt sich aber die Frage, ob VW die Teile verarbeiten darf. Der Zulieferer habe auch in Abrede gestellt, dass es überhaupt bindende Verträge mit Volkswagen gibt.

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Das weist der Autobauer zurück – es bestünden rechtsgültige, unbefristete und ungekündigte Lieferverträge. VW bietet ein persönliches Gespräch an. Gegenüber der dpa wollte der Konzern seinen Brief nicht kommentieren. Halberg stellt Kurbelgehäuse, Zylinderköpfe und Kurbelwellen her – Teile, die VW offensichtlich nicht schnell woanders beziehen kann.

Nach Vermittlungen über das saarländische Wirtschaftsministerium kämen die Lieferungen „natürlich“, sagte ein Prevent-Sprecher. Die Bandagen in dem Geschäft seien hart. Aber keine Prevent-Firma sei aufgefallen, weil Qualität oder Liefertreue nicht gestimmt hätten.

2016 ließ ein Lieferstopp der Prevent-Ableger ES Automobilguss und Car Trim die Bänder in mehreren VW-Fabriken still stehen, so in der Golf-Produktion in Wolfsburg. VW unterschrieb daraufhin ein Eckpunkte-Papier zu neuen Lieferverträgen, kündigte aber an, dieses anfechten zu wollen.

Anfang April schließlich kündigte der Konzern fristlos die Verträge mit ES und Car Trim. Prevent wiederum gab in der Folge Kündigungen und Kurzarbeit bekannt. Vor dem Landgericht Leipzig setzte VW sich Anfang Mai weitgehend gegen ES durch. Der Autobauer muss aktuell nur 30 Prozent des ursprünglichen Volumens abnehmen.

Prevent droht mit Milliardenklage

Im Streit zwischen VW und einer weiteren Prevent-Tochter vertagte das Landgericht Dortmund am Mittwoch eine Entscheidung. VW wirft dem Sitzlehnen-Hersteller TWB eine unangemessene Preiserhöhung vor und hat die Verträge gekündigt. Dagegen wollte TWB mit einer einstweiligen Verfügung vorgehen. Die Richter wiesen diesen Antrag ab, da bis zum Kündigungsstichtag Ende März 2019 noch genug Zeit sei.

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Prevent arbeitet aber auch noch an einer umfassenden Schadensersatzklage „im Milliardenbereich“ gegen VW, wie ein Firmensprecher im April der „Süddeutschen Zeitung“ sagte.

Die Gruppe gehört der bosnischstämmigen Familie Hastor um Firmenpatriarch Nijaz Hastor und seine Söhne Damir und Kenan. Ihre Firmen zählen in Bosnien zu den größten Arbeitgebern. Neben der Autozulieferung ist Prevent auch in den Bereichen Bekleidung, Möbel und Heimtextilien aktiv.

Von Thomas Strünkelnberg

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