VW

Zulieferer Prevent kündigt Milliardenklage an

Prevent-Werk in Wolfsburg. Der bosnische-deutsche Zulieferer will den VW-Konzern wegen Vertragskündigungen auf Schadenersatz verklagen. 

Prevent-Werk in Wolfsburg. Der bosnische-deutsche Zulieferer will den VW-Konzern wegen Vertragskündigungen auf Schadenersatz verklagen.

Wolfsburg/Hannover. Der VW-Konzern muss sich demnächst wohl mit einer weiteren Milliardenklage auseinandersetzen: Vor wenigen Wochen hatte er die Aufträge für die Werke der Prevent-Gruppe fristlos gekündigt. Diese will sich dagegen nun juristisch zur Wehr setzen und Schadenersatz einklagen. Außerdem kündigte sie eine Strafanzeige wegen Betruges an.

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Auslöser der neuen Streitigkeiten ist die fristlose Kündigung von Lieferverträgen durch VW im März. Betroffen sind Prevent-Tochterfirmen, die Autoteile herstellen. Die Wurzeln des Konflikts reichen allerdings schon ins Jahr 2015 zurück. Damals hatte Prevent die brasilianische VW-Tochter durch Lieferstopps unter Druck gesetzt, um bessere Vertragskonditionen zu erhalten. Nach VW-Angaben ruhte deshalb die Produktion in drei brasilianischen Werken für 160 Tage, 18 000 Mitarbeiter seien in Zwangsurlaub geschickt worden.

Im Sommer 2016 wiederholte sich dies in Deutschland. Die beiden Prevent-Firmen CarTrim und ES Guss stellten die Lieferungen von Sitzbezügen und Gussteilen an den VW-Konzern ein, es kam darauf zu Produktionsstopps in mehreren deutschen Werken. Beendet wurde der Konflikt mit einem Eckepunktepapier, das die künftige Zusammenarbeit zwischen dem Autokonzern und der Zuliefergruppe regelte.

Offenbar hat VW die Zeit seitdem genutzt, um neue Lieferbeziehungen aufzubauen und die Prevent-Firmen zu ersetzen. Prevent sieht in den Kündigungen jedoch einen Vertragsbruch und will jetzt Schadenersatz, der laut „Süddeutscher Zeitung“ einen Umfang von 2 Milliarden Euro haben dürfte. Prevent selber bestätigte, dass die Summe „im Milliardenbereich“ liegt. Doch damit nicht genug: Die Anwälte von Prevent wollen demnach eine Klage wegen „Eingehungsbetrugs“ erheben. Der Autokonzern habe die Vereinbarung vom Sommer 2016 schon mit der Absicht unterschrieben, sie nicht einzuhalten.

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Nach Ansicht von VW entbehren die Forderungen „jeglicher Grundlage“. Der Autokonzern räumte aber indirekt ein, dass er das Eckpunktepapier nicht als bindend ansieht. Das Unternehmen habe mit der Unterschrift nur weiteren Schaden von Unternehmen, Kunden, Händlern, Mitarbeitern und den anderen, „ sich untadelig verhaltenden Zulieferern“ fernhalten wollen. „Vereinbarungen dieser Art, die in einer Zwangslage geschlossen wurden, sind grundsätzlich anfechtbar“, teilte VW auf Anfrage mit. Dies habe man schon „von Anfang an“ erklärt.

Vor einigen Tagen war zudem bekannt geworden, dass VW Recherchen über die Firmengruppe Prevent in Auftrag gegeben hatte. Angeblich seien sogar Mitarbeiter bespitzelt worden, hatte die „Bild am Sonntag“ berichtet. Nun will Prevent angeblich auf der Grundlage des Datenschutzgesetzes VW zwingen, alle gesammelten Daten offenzulegen. Nach Darstellung von VW hat die beauftragte Firma jedoch ihre Recherchen „stets im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften“ durchgeführt.

Prevent ist ein schwer durchschaubares Firmenkonglomerat, das sich im Besitz der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor befindet und auf zahlreichen Geschäftsfeldern tätig ist. Ihren Sitz hat die Gruppe in Sarajewo und in Wolfsburg. Hastor war bis 2015 auch Generalimporteur für VW-Fahrzeuge in Bosnien, dann übernahm der Wolfsburger Konzern selbst dieses Geschäft.

Von Albrecht Scheuermann

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