Safer Internet Day: Welchen Virenschutz braucht ein Smartphone?
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/S34HRJZZQG3WORLARZOKKKEEJA.jpg)
Safer Internet Day: Schützt eine Antivirus-App das Smartphone zuverlässig wie ein Türschloss?
© Quelle: babimu - Fotolia
Hannover. Wer sicher im Internet unterwegs sein möchte, kauft sich ein Antivirus-Programm. Zu Zeiten des rein stationären Internets war das allgemeiner Konsens.
Doch wie sieht es heutzutage mit den mobilen Geräten aus? Braucht man wirklich für jedes Handy, Smartphone und Tablet eine separate Security-App? Immerhin verursachen Virenscanner schon für den Computer für unangenehme Kosten.
Warum haben Virenscanner so einen schlechten Ruf?
Virenscanner haben ein grundlegendes Problem - Handybesitzer eines günstigen Modells sind in der Regel nicht internetaffin und verfügen über nicht sehr leistungsstarke Mobilgeräte.
Solche Handys und Smartphones stoßen schnell an Ihre Grenzen, wenn eine Antiviren-App installiert wird. Denn diese müssen permanent im Hintergrundbetrieb laufen und verbrauchen dementsprechend kontinuierlich Arbeitsspeicher. In der Folge bricht die Performance des Handys auf Kosten des Schutzes ein.
Die andere Fraktion hingegen - also die internetaffinen Nutzer - besitzen in der Regel Smartphones aus dem hohen Preissegment mit genügend Leistung. Hier fällt der Performance-Einbruch durch die Hintergrundaktivität einer Antiviren-App zwar nicht so stark ins Gewicht.
Allerdings handelt es sich bei diesem Nutzertyp in der Regel um digital Natives, die in der Lage sind Betrügertricks wie Phishing-Mails selber zu erkennen. Daher sind Nutzer dieses Typs häufig der Meinung, sie brauchen keine zusätzliche Sicherheitssoftware. Dieser Umstand erklärt den schlechten Ruf, den die Virenscanner für das Handy haben.
Antiviren-App fürs Smartphone: Unterschiedliche Meinungen im Netz
Recherchiert man im Internet nach Antivirenschutz fürs Handy, erhält man allerdings ganz unterschiedliche Ergebnisse: Einmal heißt es, Security-Apps seien nicht nur unnütz, sondern würden den Viren sogar Tür und Tor öffnen.
Anderswo wird argumentiert, dass viele Anwendungen fürs Handy, beziehungsweise Smartphone falsch verstanden werden. Die Kritik sei dann nur auf den falschen Gebrauch der Software zurückzuführen.
Namhafte Technik-Portale befassen sich gar nicht erst mit der Frage nach dem Sinn, sondern gehen gleich einen Schritt weiter und vergleichen Apps nach Schutzwirkung, Performance des Endgeräts unter Verwendung der getesteten Software und dem Leistungsumfang der Applikation insgesamt.
An wieder anderer Stelle wird zunächst aufgeklärt: Unter Android seien weniger die Viren, sondern Malware insgesamt das größte Problem.
Antiviren-App: Was ist eine Sandbox?
Um zu verstehen, warum das Thema so kontrovers ist, muss man verstehen wie Anwendungen auf mobilen Endgeräten funktionieren.
Smartphones und Tablets führen Apps in einer sogenannten Sandbox aus. Aber was kann man sich unter einer Sandbox vorstellen? Dahinter verbirgt sich eine streng abgeriegelte Anwendungsumgebung. Denn wie bei einem Sandkasten schirmt der Rahmen den Sand von der “Außenwelt” ab. Jede Anwendung befindet sich also in einer eigenen Sandbox und ist strikt von anderen Apps getrennt.
Möchte eine App auf das System zugreifen, beispielsweise auf Kontakte, Standort oder Kamera, bestehen sehr strenge Regeln für den Zugriff.
Das Sandkasten Prinzip gilt übrigens für alle Betriebssysteme: Ob iPhone, Android Phone oder Windows Phone - alle Smartphones sind daher von Grund auf vor Systemschäden geschützt.
Brauche ich für mein Handy eine Antiviren-App?
Nun sind sich im Internet viele einig: Weil Apps keine Möglichkeit haben aus ihrem Sandkasten auszubrechen, erübrige sich eine Antiviren-App. Zum einen biete das System vor Übergriffen durch das Sandbox-Prinzip ausreichend Schutz, zum anderen würde eine Antiviren-App eben diese systemübergreifende Berechtigung benötigen, um andere Apps schützen zu können.
Auf der anderen Seite können Security-Apps vor Trojanern und Phishing Angriffen auf dem Smartphone warnen. Sie hätten demnach ein anderes Einsatzgebiet. So läge die Daseinsberechtigung vielmehr darin das mobile Surfen im Netz sicherer zu machen, als das Betriebssystem oder die installierten Apps vor Viren zu schützen.
Vor welchen Gefahren sollen Antiviren Apps schützen?
Trojaner? Phishing Angriffe? Malware? Sandbox? Viele Fachbegriffe, bei denen der Nutzer, der einfach nur ein sicheres Smartphone haben möchte schnell mal verwirrt ist.
Bei Malware handelt es sich um einen Oberbegriff für schädliche Software. Der Begriff ist eine Abkürzung des englischen Begriffs "Malicious Software". Trojaner, Phishing, Viren, etc. sind also unterschiedliche Arten von Malware.
Trojaner sind dem einen oder anderen vielleicht bereits vom PC bekannt. Dabei handelt es sich um Anwendungen, die sich als nützliche App tarnen und im Hintergrund andere, schädliche Funktionen ausführen. Diese Funktionen können zum Beispiel Folgendes umfassen:
- Daten werden gelöscht
- Daten werden blockiert
- Daten werden modifiziert
- Daten werden kopiert
- Die System-/Netzwerkleistung wird eingeschränkt
Hinter Phishing-Angriffen versteht man solche Angriffe, die dem Hacker dienen, das Smartphone des Opfers auszuspionieren. Phishing-Angriffe finden vorwiegend im Login-Bereich statt. Meist werden hierzu E-Mails genutzt, die auf den ersten Blick wie ein offizielles Schreiben aussehen, etwa eine dringende Zahlungsaufforderung von der Bank.
Kennzeichnend für Phishing-Angriffe sind Felder, in denen persönliche Daten wie Name, Adresse, Bankdaten, Kreditkartennummer, etc. abgefragt werden. Diese Daten werden von dem Opfer dann unwissentlich an den sogenannten “Phisher” geschickt.
Die Folgen für die Opfer von Phishing-Angriffen sind gravierend: Verlust von Geld. Verwicklung in Straftaten durch erbeutete Zugangsdaten.
Virenscanner können zwar Schutz vor einigen Malware Arten bieten, allerdings besitzen selbst die Besten keine Erkennungsrate von 100 Prozent. Folglich bietet keine Security-App und kein Virenscanner den absoluten Schutz - das Restrisiko ist bei Virenscannern mit einer Erkennungsrate von 99 Prozent natürlich geringer, als jene, die beim Test mit einer Erkennungsrate von 66 Prozent abschließen.
Eine gesunde Portion Skepsis bei dubiosen Links, Dateien und E-Mails ist daher durchaus berechtigt und diese sollten kritisch hinterfragt werden. Darum ist man auch gut beraten, im Umgang mit E-Mails allgemein vorsichtig zu sein.
Viel wichtiger als eine Antiviren-App: Nehmen Sie die Sicherheit selber in die Hand
Eine noch viel wichtigere Maßnahme, die von vielen Handy-Besitzern meist nicht mit berücksichtigt wird, sind: Updates.
Ob Android, Windows oder iOS - jedes Smartphone ist sicherer, wenn es auf dem neuesten Stand gehalten wird. Und das gilt nicht nur für Apps, sondern auch für das Betriebssystem.
Sicherheitslücken können Hacker nutzen, um Schutzmechanismen zu umgehen und schädliche Software auf dem Smartphone zu installieren. Überprüfen Sie bei jedem Update die Berechtigungen, die eine App zur Nutzung fordert: Ein Messenger, der Zugriff auf die Kontakte braucht ist verständlich - eine Taschenlampen App, die Zugriff auf den Standort braucht, macht jedoch keinen Sinn.
Fazit: Antiviren-App sinnvoll? Keine pauschale Antwort
Lohnt es sich nun eine Antiviren-App zu installieren oder nicht? Die Antwort lautet: Es kommt drauf an. Im Gegensatz zum Computer braucht ein Smartphone nicht zwingend eine Sicherheitssoftware. Wenn Sie allerdings gut gemacht ist, kann die Sicherheit dennoch erhöht werden.
Der Preis spielt bei der Wahl nach Antivirus-Software natürlich auch eine Rolle. Die meisten Apps sind schließlich kostenpflichtig und wer absolut sicher gehen will, kann sich für jedes Endgerät eine Antiviren-App kaufen. Immerhin: Viele Apps unter Android bieten eine kostenlose Version zum Test an, die aus dem Play-Store heruntergeladen werden kann.
Dabei handelt es sich aber oftmals um abgespeckte Versionen der Vollpreis-App, oder um Testzeiträume, die zum Abschluss ein Abonnement verlangen. Bei anderen Anbietern wird die Antiviren-App kostenlos mit der Software für den PC mitgeliefert.
Kostenloser Schutz, den keiner braucht? Nicht ganz: Schenkt man einigen Meinungen im Netz Beachtung, scheint zumindest für Android und Windows-Phones eine Kreuzprüfung mittels Tools von Drittanbietern eine Überlegung Wert zu sein.
Am Ende liegt die Entscheidung in der Hand des Nutzers: Ein sicheres Smartphone auf Kosten der Performance, oder reicht das Vertrauen in den Grundschutz der Betriebssysteme von Google, Windows und Apple durch das Sandbox-Prinzip?
Von RND/tr