Knapp die Hälfte der Bäume überlebt die ersten fünf Jahre nicht

Studie untersucht: Sind Aufforstungsprojekte wirklich erfolgreich?

Die Standorte, an denen eine aktive Wiederherstellung am nötigsten ist, sind auch die Standorte, an denen die Wiederherstellung am riskantesten ist.

Die Standorte, an denen eine aktive Wiederherstellung am nötigsten ist, sind auch die Standorte, an denen die Wiederherstellung am riskantesten ist.

Penicuik. Durchschnittlich knapp die Hälfte aller in Aufforstungsprojekten angepflanzten tropischen Bäume überlebt die ersten fünf Wachstumsjahre nicht. Allerdings unterscheiden sich die Erfolgsaussichten von Standort zu Standort erheblich, berichtet ein internationales Team nach der Auswertung von Daten von 176 Projekten in tropischen und subtropischen Ländern Süd- und Südostasiens. Zu den Einflussfaktoren zählten der Zustand der Gebiete vor der Aufforstung, Art und Anzahl der neu gepflanzten Bäume oder das Auftreten extremer Wetterereignisse.

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„Wir müssen verstehen, was funktioniert und warum, und diese Informationen dann teilen, damit alle Pflanzungen bestmöglich funktionieren und wir das volle Potenzial für Aufforstungen ausschöpfen“, sagt Lindsay Banin vom UK Centre for Ecology & Hydrology in Penicuik (Schottland), eine der federführenden Wissenschaftlerinnen in dem Team, das sich aus Forschenden von insgesamt 29 Universitäten und Forschungseinrichtungen zusammensetzt.

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Oft wird sich nur auf die Zahl der gepflanzten Bäume konzentriert

Mit Aufforstungsprojekten sollen Schäden gemildert werden, die vielerorts in den vergangenen Jahrzehnten durch die massive Abholzung verursacht wurden. Zudem soll der Anbau neuer Bäume der Klimakrise entgegenwirken, da die Bäume beim Wachsen das klimaschädigende Kohlendioxid (CO₂) aus der Atmosphäre aufnehmen. Dieser Gedanke habe auch auf hoher Ebene ehrgeiziges Engagement hervorgerufen, schreiben die Forschenden in ihrer im Fachmagazin „Philosophical Transactions of the Royal Society B“ veröffentlichten Studie. Sie nennen die „Bonn Challenge“ als Beispiel, eine 2011 gestartete Initiative mit dem Ziel, 350 Millionen Hektar abgeholztes Land bis 2030 zu renaturieren.

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Der Erfolg von Aufforstungsprojekten sei allerdings gemischt, oft würden sie nicht über ausreichend lange Zeiträume untersucht, so die Forschenden. Stattdessen werde häufig die Zahl der gepflanzten Bäume als Maßstab für den Erfolg überbetont. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sammelten nun über eine umfassende Literatursuche so viele Daten von Aufforstungsprojekten in ihrer Untersuchungsregion wie möglich – also etwa wie viele Bäume welcher Arten gepflanzt wurden, wie groß sie zu diesem Zeitpunkt waren, an welchen Standorten sie gepflanzt wurden oder wie viele Bäume die ersten Jahre überlebten.

Es gibt auch erfolgreiche Aufforstungsprojekte

Die Auswertung der Daten zeigte, dass im Mittel 18 Prozent der Setzlinge im ersten Jahr eingingen, nach fünf Jahren stieg der Anteil auf 44 Prozent. Es gebe allerdings sehr erfolgreiche Aufforstungsprojekte, betonen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Einige kämen auf eine Baumüberlebensrate von 80 Prozent. Das Potenzial sei also mit der richtigen Herangehensweise groß.

Woran aber liegt es, ob eine Aufforstung gelingt oder fehlschlägt? Ein wichtiger Aspekt ist den Forschenden zufolge der Zustand der Aufforstungsfläche vor Projektbeginn: An Standorten, an denen noch Reste des ursprünglichen Waldes vorhanden sind, gelingen Aufforstungen demnach häufiger als auf völlig kahlen Flächen. Die Überlebenschance der Jungbäume war dort um 20 Prozent höher. Denkbar sei, dass die bestehenden Bäume und ihr Blätterdach Schutz bieten, etwa vor Sonneneinstrahlung oder extremen Wetterereignissen.

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Mahnung, verbleibende Wälder zu schützen

Womöglich versorgt der verbleibende Baumbestand die Wurzeln der Neulinge leichter mit symbiotischen Pilzen, die bekanntermaßen Wachstum und Überlebenschancen von Setzlingen verbessern. Ihre Daten geben zudem Hinweise darauf, dass eine aktive Regenerierung – also die bewusste Pflanzung von Bäumen – erfolgversprechender ist, als Versuche, die Natur selbst abgeholzte Flächen zurückerobern zu lassen.

„Die Standorte, an denen eine aktive Wiederherstellung am nötigsten ist – also diejenigen, die bereits vollständig gerodet wurden – sind auch die Standorte, an denen die Wiederherstellung am riskantesten ist und an denen viele Bäume absterben können“, sagt David Burslem, einer der beteiligten Forscher. Die Studie sei auch eine Mahnung, die verbleibenden Wälder so weit wie möglich zu schützen. Nicht nur, weil die Ergebnisse einer Aufforstung ungewiss sind, sondern auch um die vielfältigen Saatgutquellen zu erhalten, die für die Wiederherstellung benötigt würden.

RND/dpa

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