Tägliche Umfrage: Wie gehen die Deutschen mit der Corona-Krise um?

Abstand halten: Ein Großteil der Deutschen (94 Prozent) findet das Verbot von Großveranstaltungen sinnvoll, für eine Ausgangssperre sind allerdings nur 44 Prozent der Befragten.

Abstand halten: Ein Großteil der Deutschen (94 Prozent) findet das Verbot von Großveranstaltungen sinnvoll, für eine Ausgangssperre sind allerdings nur 44 Prozent der Befragten.

In Deutschland ist nahezu jeder von der Corona-Pandemie betroffen – den Alltag, wie wir ihn kannten, gibt es zurzeit nicht mehr. Wie sieht das “neue Leben” aus, und welche Probleme bringt der Ausnahmezustand mit sich? Die Mannheimer Datenwissenschaftlerin Annelies Blom und ihr Team wollen auf diese Fragen Antworten finden und begannen am 20. März mit der Mannheimer Corona-Studie. Die täglichen Studienergebnisse werden hier veröffentlicht.

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So viel vorweg: Mehr als die Hälfte der Deutschen geht regelmäßig weiter ins Büro. Ausgesprochen viele akzeptieren die Absage von Events. Doch bei Ausgangssperren spalten sich die Meinungen. Positiv fällt Blom auf, dass “viele der in den letzten Wochen eingeführten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie eine überwältigende Unterstützung in der Bevölkerung erfahren”.

Aufbau der Mannheimer Corona-Studie

Die Mannheimer Corona-Studie wird seit dem 20. März täglich erhoben, es nehmen zwischen 453 und 567 (im Durchschnitt 502) Befragte teil. Untersucht werden sowohl soziale als auch wirtschaftliche Aspekte, zum Beispiel Kinderbetreuung, Arbeitssituationen und verfügbares Einkommen. Darüber hinaus spielen der Einfluss politischer Maßnahmen auf soziale Interaktionen und Ängste sowie die gesellschaftliche Akzeptanz der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie eine Rolle.

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Die Corona-Studie wird im German Internet Panel (GIP) am Sonderforschungs­bereich 884 Politische Ökonomie von Reformen der Universität Mannheim durchgeführt. Mehr als 4000 aussagekräftige GIP-Teilnehmer sind registriert, einige Hundert von ihnen werden täglich zum Umgang mit der Krise befragt.

Die Besonderheit: Tagesaktueller Ist-Zustand

Für schnelle und zugleich zuverlässige Ergebnisse haben die Forscher ihre Stichprobe in acht Teile gegliedert. Sieben Teile werden an je einem der sieben Wochentage befragt. Der achte Teil dient als Kontrollgruppe. Die Besonderheit: Die Ergebnisse werden tagesbezogen dargestellt. “Wir erheben jeden Tag neue Daten und werten diese gleich am darauf folgenden Werktag aus”, sagt Blom. Ziel der Studie ist es nicht, eine möglichst umfassende Publikation in einigen Jahren zu veröffentlichen, sondern einen täglichen Bericht, einen Ist-Zustand über den Puls der Gesellschaft zu Corona-Zeiten, aufzuzeigen.

“Mit der Mannheimer Corona-Studie möchten wir dazu beizutragen, den Einfluss der Corona-Krise auf Deutschland zu verstehen und die Öffentlichkeit sowie Entscheidungs­träger in Politik und Wirtschaft täglich über die gesellschaft­lichen Entwicklungen zu informieren”, sagt Studienleiterein Blom in einer Pressemitteilung.

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Wie oft treffen sich die Deutschen mit Freunden?

Als eine der wichtigsten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus wird das Einstellen der sozialen Kontakte genannt. Beim sogenannten Social Distancing zeigt die Studie eine drastische Verringerung. In der Woche vom 2. bis 8. März, also direkt vor Inkrafttreten der Maßnahmen zur Eindämmung der Virusverbreitung, trafen sich noch gut drei Viertel der Deutschen regelmäßig (ein- oder mehrmals pro Woche) mit Freunden, Verwandten oder privat mit Arbeits­kollegen. Bis zum 31. März ist der Anteil derer, die sich in diesem Umfang weiterhin treffen, auf etwa die Hälfte der Bevölkerung zurückgegangen.

Welche Maßnahmen zur Eindämmung halten die Deutschen für sinnvoll?

Auch wenn vereinzelt Personen aufschreien und die Maßnahmen des Staates für gefährlicher als das Virus selbst halten – überraschend viele Deutsche akzeptieren Vorkehrungen zur Eindämmung. Besonders das Verbot von Großveranstaltungen halten nahezu alle Befragten für gerechtfertigt. Bei Ausgangssperren teilen sich die Befragten allerdings in zwei Lager. Knapp 45 Prozent stimmen der Maßnahme zu.

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Für Studienleiterin Blom hängt der Erfolg der Maßnahmen von deren Akzeptanz ab. Es gebe zwar unterschiedliche Ansichten darüber, welche Maßnahmen angemessen sind, “unbestritten aber ist, dass für die erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen die Akzeptanz dieser in der Bevölkerung essenziell ist, vor allem langfristig”. Daher untersucht die Mannheimer Corona-Studie, welche Maßnahmen die Menschen in Deutschland für angemessen halten und wie sich diese Akzeptanz im Zeitverlauf entwickelt.

Maßnahmen

Zustimmung in Prozent
Stand 31. März

Zustimmung in Prozent
Stand 26. März

Veranstaltungsverbot

95,1 Prozent

96,3 Prozent

Schließung öffentlicher
Einrichtungen

94 Prozent

91,7 Prozent

Grenzschließungen

89 Prozent

90,6 Prozent

Ausgangssperren

44,9 Prozent

50,9 Prozent

Einstellung des Nah- und
Fernverkehrs

25,6 Prozent

34,4 Prozent

Keine der Maßnahmen

1,3 Prozent

0,8 Prozent

In der Studie wurde außerdem gefragt, wie zufrieden die Teilnehmer mit der Arbeit der Politiker sind. Hierbei im Fokus: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), die bei der Bekämpfung der Epidemie zentrale Rollen einnehmen. Am 26. März zeigten sich 67 Prozent mit Angela Merkel zufrieden und 63,2 Prozent mit Jens Spahn, 70,6 Prozent waren mit der Arbeit Peter Altmaiers einverstanden.

Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf die Beschäftigungssituation der Deutschen?

Die Jobsituation vieler Deutscher hat sich durch die Corona-Krise dramatisch verändert. Einige müssen um ihre Anstellungen zittern, viele Selbstständige wissen nicht, ob ihr Geschäft die Corona-Krise durchsteht, und diejenigen – glücklichen –, die ihrem Job weiterhin nachgehen können, wurden ins Homeoffice geschickt. Wobei Letzteres, dem Arbeiten im Homeoffice, was viele Deutsche übrigens als angenehm empfinden, gar nicht so häufig nachgegangen wird. Der Stand vom 31. März zeigt, dass nur 21 Prozent im Homeoffice arbeiten. Ob die Befragten nicht im Homeoffice arbeiten können oder wollen, wird nicht beantwortet. Unter den Befragten verloren außerdem 1,2 Prozent ihren Job.

Beschäftigungssituation

Anteil in Prozent, Stand 31. März

Arbeit regulär vor Ort

58,8 Prozent

Im Homeoffice

21,2 Prozent

In Kurzarbeit

6,1 Prozent

Freistellung mit Lohn

10,2 Prozent

Freistellung ohne Lohn

2,5 Prozent

Arbeitslos

1,2 Prozent

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Kinderbetreuung während der Corona-Krise

Eine der Maßnahmen dürfte vor allem Eltern vor große Herausforderungen stellen: Sämtliche Kitas, Kindergärten und Schulen der Republik wurden zur Eindämmung des Virus geschlossen. Wo sonst die Großeltern eingesprungen sind, gab es eine weitere Maßnahme: Die Deutschen wurden angemahnt, zur Kinderbetreuung nicht die Hilfe von Großeltern oder pensionierten Freunden oder Nachbarn in Anspruch zu nehmen, da die ältere Bevölkerung besonders gefährdet ist, schwer am Virus zu erkranken, und entsprechend besonders geschützt werden sollte.

Die Befragung zeigt, dass nun vor allem Personen aus dem Haushalt, also Geschwister oder das Elternteil, das zu Hause ist, die Kinderbetreuung übernehmen. Personen über 60 Jahre, die nicht im Haushalt leben, werden mit 1,5 Prozent mit am wenigsten um Hilfe zur Kinderbetreuung gebeten.

Betreuungssituation

Anteil in Prozent, Stand 31. März

Personen aus dem Haushalt

89 Prozent

Notfallbetreuung

2,4 Prozent

Personen <60, nicht im HH

9,1 Prozent

Personen 60+ nicht im HH

1,5 Prozent

Keine Betreuung

1,7 Prozent

Haben die Deutschen Angst?

Die Verantwortlichen der Corona-Studie wollten auch wissen, wie sich die Ausnahmesituation auf die Psyche der Gesellschaft auswirkt. Menschen, die ängstlich werden, können laut Blom in zwei sehr unterschiedliche Verhaltensmuster fallen: “Menschen, die sich vor einer großen Gefahr ängstigen, sind manchmal zu Leistungen fähig, die ihnen unter normalen Umständen nicht möglich gewesen wären. Aber Angst kann Menschen auch belasten, psychisch sehr stark beeinträchtigen und lähmen.”

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Bis jetzt scheint die Situation den meisten Deutschen aber keine große Angst zu machen. Zumindest in der Befragung vom 20. bis 31. März hat sich die Kurve nicht auffällig verändert. Es wurde gefragt, ob die Teilnehmer angespannt, aufgeregt, besorgt, beunruhigt oder der Meinung sind, dass etwas schiefgeht. Die Gefühlslagen wurden von 1 bis 5, wobei 5 “sehr hoch” ist, beantwortet.

RND


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