Urzeithaie organisierten Kindergärten für ihren Nachwuchs
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Auch Haie organisieren ihren Nachwuchs in geschützten Gruppen.
© Quelle: picture alliance / imageBROKER
Mit seinen bis zu 15 Metern Länge zählt der Otodus Megalodon zu den größten Haiarten der Erde. Heute erinnern nur noch Fossilien an die Existenz des Urzeitgiganten, der vor etwa drei Millionen Jahren ausstarb. Noch immer beschäftigen sich allerdings Forscher mit den Überbleibseln des riesigen Haifisches.
So auch eine Gruppe Wissenschaftler rund um den Spanier Humberto Ferrón. In einem Artikel in der „Royal Society“ beschreiben die Forscher ein besonderes Phänomen: Denn trotz seiner gewaltigen Ausmaße war auch der Megalodon zu Lebzeiten gefährdet – zumindest sein Nachwuchs. Schon vor Millionen von Jahren organisierten sich die Raubfische daher in sogenannten „Nursery Areas“. Die Unterwasserkindergärten dienten den jungen Giganten zum Schutz vor natürlichen Fressfeinden. Durch geschützte Strukturen wie Riffs und Felsformationen in flachen Gewässern war der räumliche Schutz gegeben, zusätzlich wurden die Zusammenkünfte von Elterntieren überwacht.
Auch Weiße Haie haben Kinderstuben
Für ihre Studien haben die Wissenschaftler verschiedene Zähne des Megalodon aus europäischen, atlantischen, karibischen und pazifischen Gebieten miteinander verglichen. Dabei kamen sie zu dem Schluss, dass sich an einigen Orten viele jüngere Haie verschiedenen Alters zusammengefunden hatten.
„Es erscheint daher plausibel, dass die Nutzung von Aufwuchsgebieten für den Otodus Megalodon von wesentlicher Bedeutung gewesen sein könnte, um die Sterblichkeit von Neugeborenen und Jungtieren zu reduzieren und eine maximale Rekrutierung zu gewährleisten und so langfristig lebensfähige Populationen auf einer zeitlichen Skala zu erhalten“, schreiben die Forscher in ihrem Artikel. Sie vermuten weiterhin, dass der sinkende Meeresspiegel vor fünf Millionen Jahren dazu führte, dass weniger geschützte Gewässer zur Verfügung standen. Diese Entwicklung könnte das Aussterben des Urzeitgiganten befeuert haben.
Unter Haien ist das Modell des Kindergartens immer noch verbreitet. Forscher des Instituts für Paläontologie der Universität Wien haben im Mai 2020 erstmals einen fossilen Kindergarten von Weißen Haien entdeckt, wie das Fachjournal „Scientific Reports“ berichtete. Die Körpergröße der gefundenen Jungtiere variierte dabei stark, es kamen also verschiedene Altersgruppen zusammen. Wie beim Otodus Megalodon weist der Weiße Hai ein langsames Wachstum und eine späte Reproduktion auf, was junge Exemplare anfällig für andere Beutetiere macht. Um die Haie auch in Zukunft besser schützen zu können, widmen sich Wissenschaftler schon länger dem Phänomen der Raubfisch-Kinderstuben.
RND/mkr