Verkaufsverbote: Das sollten Sie über Feuerwerkskörper wissen

Schön, aber schädlich: Zum Jahreswechsel schießen die Feinstaubwerte regelmäßig in kritische Höhen.

Schön, aber schädlich: Zum Jahreswechsel schießen die Feinstaubwerte regelmäßig in kritische Höhen.

Hannover. Umwelt-, Tier- und Naturschützer freut es: Um größere Ansammlungen und Menschen, die durch Böller verletzt werden und ins Krankenhaus müssen, in Zeiten von Corona zu minimieren, wird in immer mehr Ländern dieses Jahr auf Feuerwerke verzichtet. So wurden unter anderem die großen Silvesterfeiern in London und Las Vegas abgesagt, die Niederlande haben Böllern an Silvester für das ganze Land verboten, um die Krankenhäuser während der Pandemie zu entlasten, in Frankreich gilt über Silvester eine Ausgangssperre.

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In Deutschland einigten sich Bund und Länder auf ein Verkaufsverbot für Pyrotechnik vor Silvester. Das bedeutet: Es besteht kein grundsätzliches Böllerverbot in diesem Jahr, sondern ein Böllerverkaufsverbot. Allerdings sind die Regelungen in einzelnen Städten und Ländern teils unterschiedlich - hier finden Sie einen deutschlandweiten Überblick.

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Rückhalt gibt es auch aus der Bevölkerung. Fast drei Viertel der Deutschen halten das Verbot von Feuerwerk zu Silvester wegen der Corona-Pandemie für richtig. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur unterstützten 71 Prozent die Entscheidung von Bund und Ländern, nur 22 Prozent lehnten sie ab. 8 Prozent machten keine Angaben.

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Am Neujahrstag ist die Konzentration von Feinstaub in manchen Städten so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht.

Am Neujahrstag ist die Konzentration von Feinstaub in manchen Städten so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht.

Wie umweltschädlich sind Feuerwerkskörper?

Jedes Jahr werden in Deutschland zum Jahreswechsel Feuerwerkskörper im Wert von bis zu 150 Millionen Euro angezündet. Nach wenigen Stunden ist das farbenfrohe Spektakel vorbei, zurück bleiben nur Berge von Müll und Rauchschwaden in der Luft. Und genau da liegt das Problem: Immerhin 5000 Tonnen Feinstaub werden alljährlich in der Silvesternacht freigesetzt. Das entspricht etwa 16 Prozent der jährlich durch den Verkehr entstehenden Feinstaubmenge, wie das Umweltbundesamt (Uba) bilanziert hat.

Ein weiteres Problem sind die großen Abfallmengen, die nach dem Silvesterabend zum Teil in der Umwelt liegen bleiben. Vor allem Verpackungsmaterial und Raketenhüllen sind schwer abbaubar. Zusätzlich enthält jede Rakete Chemikalien. Neben dem Schwarzpulver, das als Treibladung dient, sind zum Beispiel Phosphor oder Schwefel als Brennmaterialien enthalten. Für die verschiedenen Farbeffekte sorgen beispielsweise Kupfer, Calcium oder Barium.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Änderungen in diesem Jahr auf die Umwelt auswirken werden.

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Hat das gesundheitliche Folgen?

Das Einatmen von Feinstaub ist alles andere als ungefährlich, so das Uba. Demnach reichen die Auswirkungen von vorübergehenden Beeinträchtigungen der Atemwege bis hin zu anhaltenden Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen. Dazu kommen unzählige Verletzungen durch Feuerwerkskörper, die jedes Jahr in den Notaufnahmen der Krankenhäuser behandelt werden müssen. Auch bei der Produktion der Feuerwerkskörper etwa in China oder Indien gibt es nicht selten teilweise schwere Unfälle. Dazu kommen Kinderarbeit und miserable Arbeitsbedingungen, wie unter anderem das Hilfswerk „Jugend eine Welt“ berichtet.

Himmelslaternen: Unterschätzte Gefahr

Bei Himmelslaternen sind weniger Feinstaubpartikel oder Emissionen zu erwarten, als bei klassischem Feuerwerk. Jedoch ist das Steigenlassen in Deutschland nur unter strikten Vorschriften und mit Ausnahmegenehmigung erlaubt. In der Silvesternacht zum Jahreswechsel 2019/20 sollen Himmelslaternen die Brandursache für ein Großfeuer im Krefelder Zoo gewesen sein, bei dem dort alle Affen im Affenhaus ums Leben kamen. Himmelslaternen hätten in der Nähe des Zoos nicht steigen gelassen werden dürfen. Sie haben eine offene Feuerquelle, sind leicht entflammbar und können nicht gesteuert werden.

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Wie kann man sich für ein Verbot einsetzen?

Der Verein hat gemeinsam mit Andrea Glomba eine Onlinepetition gestartet, in der die Bürger dazu aufgerufen werden, für ein Böllerverbot in ihrer Gemeinde auch selbst aktiv zu werden. „Silvester muss kein gefährliches, umweltbelastendes Fest sein“, meint die Aktivistin. „Gemeinsam können wir der Politik klarmachen: Es wird Zeit für zeitgemäße und sichere Alternativen.“ Über 290.000 Menschen (Stand: 22. Dezember) haben die Petition bereits unterschrieben, Ziel sind 300.000 Unterschriften.

Wo gelten bereits Verbote?

Seit dem letzten Jahreswechsel - schon vor den Corona-Maßnahmen zu Silvester - gelten in einigen Innenstädten in Deutschland bereits Pyroverbote. So sollen beispielsweise in Goslar, Tübingen, Konstanz, Bremen oder Ravensburg historische Gebäude und der Altstadtkern vor Bränden geschützt werden. Gleiches gilt für Hildesheim, Lüneburg, Celle, Wolfenbüttel und Hameln.

Zudem gibt es in vielen Städten böllerfreie Zonen, weil es in der Vergangenheit immer wieder zu gefährlichen Situationen gekommen war, bei denen Böller auf Zuschauergruppen geworfen wurden.

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RND


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