(Un)nützes Weihnachtsmann-Wissen: Wer hat Santa Claus erfunden?
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Rote Kleider und Rauschebart: So stellen sich nicht nur Kinder den Weihnachtsmann heute vor.
© Quelle: Markus Scholz/dpa
Hannover. Wieder ein Jahr rum, wieder steht Weihnachten vor der Tür. Schnell noch die Wunschliste zusammenstellen und sich dann auf die Bescherung freuen. Aber Moment mal – wie war das noch gleich mit dem Weihnachtsmann? Hier sind 14 „Fakten“ rund um Santa Claus:
1. Woher kommt der Weihnachtsmann?
Woher kommt eigentlich der Weihnachtsmann? Nicht aus Island, nicht aus Grönland, nicht drauß' vom Walde her – der Weihnachtsmann kommt aus der Türkei. Denn das historische Vorbild für die Gestalt war der heilige Nikolaus, der Bischof von Myra an der Mittelmeerküste, der am 6. Dezember 343 starb. Um ihn ranken sich viele Legenden. So half er einem armen Mann, der in seiner Not seine drei Töchter verkaufen wollte: Nachts schlich er zum Haus der Familie und warf einen Beutel mit Geld zum Schornstein hinein – daher stammt der Brauch des Beschenkens. Entschärfte Versionen verschweigen, dass der arme Mann seine Töchter in die Prostitution schicken wollte.
2. Wo wohnt der Weihnachtsmann?
Er hat wechselnde Dienstsitze – unter anderem in 21709 Himmelpforten bei Stade. Die Post kennt noch sechs weitere Anschriften des Weihnachtsmannes, darunter auch 31137 Himmelsthür bei Hildesheim. Die Finnen glauben allerdings fest daran, dass er mit seinen Wichteln im Berg Korvatunturi residiert. 1927 hat eine finnische Radiosendung dies enthüllt, heute kennt die Geschichte jedes finnische Kind. Doch den geheimen Eingang zum Berg hat noch niemand gefunden.
3. Was hat Coca-Cola mit dem Weihnachtsmann zu tun?
Coca-Cola hat den Weihnachtsmann in aller Welt bekannt gemacht. 1931 beauftragte die Coca-Cola Company den Zeichner Haddon Sundblom, „Santa Claus“ für einen weihnachtlichen Werbefeldzug zu zeichnen. Er designte einen großväterlichen Typ mit Rauschebart, rotem Mantel und weißem Pelzkragen. Jedoch trug er die weiß-roten Markenfarben der Firma eher zufällig, denn schon in den zwanziger Jahren hatten sie sich als Farben des Weihnachtsmannes in den USA durchgesetzt. Pate für die Gesichtszüge stand ein pensionierter Fahrverkäufer der Firma. Bis 1966 schuf Sundblom jedes Jahr ein anderes Santa-Claus-Motiv. Bei den späten Werken schuf er den Weihnachtsmann sogar nach seinem Bilde: Er verlieh ihm einfach die eigenen Gesichtszüge. Dies Bild verbreitete sich auf dem ganzen Globus als Inbegriff von Weihnachtsmännlichkeit.
4. Santa Claus mit rotem Mantel
Roter Mantel, Rauschebart und wonnig-rosige Pausbäckchen: So herzig wie heute sah er nicht immer aus. Früher war er eher eine Mischung aus Reinhold Messner und Hermann van Veen. Der US-Schriftsteller Washington Irving beschrieb ihn in seinem Buch „Knickerbockers Geschichten“ noch 1809 als Mann mit „tiefem Hut mit breiter Krempe“, der eine flämische Kniehose trug und Pfeife rauchte. Kein Wunder, denn nach Amerika hatten holländische Siedler den Nikolaus in Gestalt ihres niederländischen „Sinter Klaas“ mitgebracht. Erst nach und nach vereinheitlichte sich in den USA der Weihnachtsmann-Dress, der uns heute geläufig ist.
5. Ist der Weihnachtsmann katholisch oder evangelisch?
Er schwankt: Eine volkskundliche Befragung von 1932 zeigte, dass er in evangelischen Familien Nord- und Ostdeutschlands das Christkind mehrheitlich abgelöst hatte. Dieses hatte jedoch bei den katholischen Familien im Süden und Westen Asyl gefunden – als Ergänzung zum Nikolaus, der weiterhin am 6. Dezember kam. Heute unterscheiden sich die Konfessionen bei der Frage „Weihnachtsmann oder Christkind?“ kaum noch.
6. Ist sein Vater ein Deutscher?
Unser heutiger Weihnachtsmann mit Rauschebart und dickem Bauch kommt eigentlich aus den USA. Die Vorstellung der Amerikaner von ihm prägte der Cartoonist Thomas Nast. In der amerikanischen Illustrierten "Harper's Weekly" erschienen von 1863 an seine Zeichnungen. Nast gilt vielen als Erfinder der politischen Karikatur. Aber zur beliebtesten seiner Zeichenfiguren wurde "Santa Claus".
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"Merry Old Santa Claus" von Thomas Nast - erschienen 1881 in "Harper's Weekly".
© Quelle: Thomas Nast
Nast hielt mit den Zeichnungen Erinnerungen an seine Kindheit im pfälzischen Landau wach. Dort erzählte man den Kleinen, dass der alte, dicke Belzenickel mit dem langen Bart zu Weihnachten Geschenke bringe. Als Sechsjähriger war Nast 1864 mit seiner Mutter ausgewandert.
7. Ist der Weihnachtsmann immer pünktlich?
Meistens – obwohl Martin Luther seinen Terminkalender ganz schön durcheinander gebracht hat. Im Mittelalter bekamen Kinder Geschenke am Nikolaustag. Der Reformator lehnte die Heiligenverehrung jedoch ab, man verlegte das Schenken auf den Tag der Geburt Christi. In katholischen Gebieten kam nun weiterhin am 6. Dezember der Nikolaus, in evangelischen zu Weihnachten das „Christkind“. Im 19. Jahrhundert entstand die Gestalt des Weihnachtsmannes, der in katholischen Gegenden zuerst noch mit Bischofsstab und -mütze dargestellt wurde – wie der katholische Sankt Nikolaus. Allerdings kam er am Heiligabend – wie das evangelische Christkind.
8. Hat der Weihnachtsmann Feinde?
Ja. Und das sogar im Vatikan. Papst Paul VI. ließ 1969 das Nikolausfest aus dem offiziellen Kalender der katholischen Kirche streichen, weil die Lebensgeschichte des Heiligen zu dürftig belegt ist. Damit war die Urgestalt des Weihnachtsmannes von höchster Stelle abgeschafft. Den kommerzialisierten Bräuchen um die Figur hat das keinen Abbruch getan.
9. Wie kam er zu seinen Rentieren?
Ein Gedicht von Clemens Moore beschreibt den Weihnachtsmann 1822 als pummeligen alten Kobold mit Pelzkleidung, der mit dem Rentierschlitten auf dem Dach landet. Die Verse wurden in viele Sprachen übersetzt. So machte die Story mit den Rentieren weltweit die Runde.
10. Wer schrieb eine Hymne für den Weihnachtsmann?
Leise rieselnder Schnee, das grüne Kleid des Tannenbaums und natürlich der holde Knabe im lockigen Haar – alles wird besungen, nur den Weihnachtsmann ignorieren die meisten Dichter. Doch Hoffmann von Fallersleben verfasste 1835 „Morgen kommt der Weihnachtsmann“. Bekannt wurde der Autor noch mit zwei weiteren Dauerbrennern: Dem „Lied der Deutschen“ und dem – textlich vergleichsweise simpel gestrickten – „Ein Männlein steht im Walde“.
11. Wer sind seine fiesen Freunde?
Der Weihnachtsmann ist zwar ein freundlicher Kerl, der Geschenke bringt. Aber er zuckelt mit einem finsteren Freund durch die Winterwelt, der bestraft und sogar dolle haut. Der eine sorgt für Gnade, der andere für Gerechtigkeit. Je nach Region nennt sich der Fiesling anders: Hans Muff, Rasselbock oder Knecht Ruprecht. Dieser Prügelknecht verschmilzt jedoch oft mit der „guten“ Figur: Daher trägt der Weihnachtsmann, wenn er alleine auftritt, die Rute meist selbst. In Österreich und Bayern zieht der Krampus von Tür zu Tür, legt unartigen Kindern Kohlestückchen vor die Haustür und drangsaliert sie bisweilen ziemlich grob. Allerdings schon zum Nikolaustag am 6. Dezember.
12. Glaubten die Nazis an den Weihnachtsmann?
Nein. Sie sprangen mit ihm eher unsanft um. Wie alles, was christliche Wurzeln hatte, versuchten sie ihn durch angeblich germanische Traditionen zu ersetzen. Aus Weihnachten wollten sie eine neuheidnische Sonnenwendfeier machen, und sogar das Lied „Leise rieselt der Schnee“ dichteten sie um: Statt „hört nur, wie lieblich es schallt / freue dich, Christkind kommt bald“ hieß es nun: „Glaube an Deutschland erwacht, / bricht durch die dunkele Nacht.“ Knecht Ruprecht erschien ihnen noch germanisch genug, denn man sah in ihm eine Weiterentwicklung des Gottes Wotan mit seinem Schimmel. Den Weihnachtsmann wollte die Führung aber durch einen ominösen „Sonnwendmann“ ablösen.
13. War der Weihnachtsmann Kommunist?
Zumindest ein Mitläufer. In den Fünfzigern versuchten die DDR-Sozialisten, Weihnachten zu einem Friedensfest ohne christliche Komponente umzumodeln. Sie traten als Gralshüter alter Traditionen auf: „Wir werden nicht zulassen, dass die alten deutschen Weihnachtsbräuche von den amerikanischen Kulturbarbaren durch genormte Weihnachtspakete mit Coca-Cola-Flaschen ersetzt werden“, wetterte das „Neues Deutschland“ 1951. Den Weihnachtsmann tasteten die Machthaber nicht an, weil sie ihn als rein weltliche Sagenfigur ansahen. Auf dem Ost-Berliner Weihnachtsmarkt trat er gemeinsam mit Väterchen Frost, einer Leihgabe des sowjetischen Brudervolkes, auf. DDR-Schriftsteller versuchten, Stalins Geburtstag am 21. Dezember mit der Geburt des christlichen Erlösers zu verknüpfen und die christliche Weihnachtsbotschaft sozialistisch umzudeuten. Mit dem Stern von Bethlehem als Vorläufer des Roten Sterns.
14. War der Weihnachtsmann schon einmal im Gefängnis?
Ja, leider – und das nicht nur zu Besuch. Die römischen Kaiser Diocletian und Licinius bekämpften die Christen und warfen auch Bischof Nikolaus von Myra, das historische Vorbild der Weihnachtsmannfigur, ins Gefängnis. Fast 750 Jahre nach seinem Tod geriet Nikolaus 1087 noch einmal in kriminelle Gesellschaft. Pilger, die von Jerusalem heimkehrten, stahlen seine Gebeine und nahmen sie ins italienische Bari mit. In einer Kirche dort werden sie noch heute als Reliquien verehrt. Nördlich der Alpen wurden bis zur Reformation etwa 2200 Kirchen nach ihm benannt.