Welche Folgen haben die Brände für den Wald?
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Ein verbrannter Kiefernwald bei Treuenbrietzen.
© Quelle: Ralf Hirschberger/dpa
Treuenbrietzen. Es ist ein trostloses Bild: verbrannte Erde, Bäume in geraden Reihen, grau auf schwarz, dazwischen gelb-grüne Inseln. Die Luftaufnahmen der Wälder bei Treuenbrietzen zeigen deutlich, wie das Feuer, das tagelang dort wütete, den Wald verändert hat.
Auch Johann Georg Goldammer hat sich die Bilder genau angeschaut. Er ist Feuerökologe am Max-Planck-Institut und leitet das „Zentrum für globale Feuerüberwachung“, das an der Universität Freiburg angesiedelt ist. Goldammer beschäftigt sich mit Fragen rund um die Auswirkungen von Feuer auf die Umwelt. Er sagt: „Die Luftaufnahmen aus Treuenbrietzen zeigen, dass das Feuer an den meisten Stellen sehr intensiv, sehr heiß gebrannt hat.“
Das sei unter anderem daran zu erkennen, dass an einem großen Teil der Bäume keine Nadeln mehr übrig geblieben sind. Diese Bäume haben keine Chance, sich zu regenerieren. Sie sind tot. Sie können aber trotzdem noch genutzt werden, zum Beispiel zur Zellstoffgewinnung für die Papierherstellung oder als Pellets zum Heizen. Ihre Rinde ist zwar verkohlt, aber wenn man sie schält – was nach dem Feuer etwas aufwendiger ist – sind sie im Innern unversehrt.
Verbrannte Bäume sind Lebensraum für Insekten
Bei einigen wenigen Bäumen ist das nicht so. Hier hat sich das Feuer ins Innere gefressen, sie sind völlig verkohlt. Das heißt aber nicht, dass sie keinen Zweck mehr erfüllen können. Goldammer empfiehlt, dass nach dem Brand keinen Radikalschlag gemacht wird. Ein Teil der verbrannten Bäume könnte beispielsweise Insekten eine neue Heimat bieten.
Die Bäume, die vom Feuer nicht erfasst wurden oder deren Krone zumindest nicht gebrannt haben, sind noch grün. Sie sollten auch nicht gefällt werden, sagt Goldammer. Anders ist es bei denen, die am Rand der grünen Inseln stehen. Sind sie angesengt – das heißt, sind die Nadeln derzeit braun aber letztlich abgestorben – dann werden die Bäume über kurz oder lang auch sterben, so Goldammer. Im Gegensatz zu den toten Bäumen, die ein wertvoller Lebensraum für Insekten sind, muss man bei den sterbenden Bäumen darauf achten, dass sie nicht zum Hort für Schädlinge werden. „Die Förster werden das genau im Blick haben“, sagt Goldammer – und wenn nötig, dann auch diese Bäume fällen.
Aus Fehlern der Vergangenheit lernen
Auch die Böden sind natürlich nicht vom Feuer verschont geblieben. Was auf dem Boden lag, Nadeln, Blätter, Zweige ist verbrannt. Die Flammen haben sich mit der Zeit bis in die Humus-Schicht gefressen, die sich nun erst wieder aufbauen muss. In der Asche sind zwar einerseits viele Nährstoffe, "für die nächste Generation des Waldes ist eine gute Grunddüngung da", sagt Goldammer. Andererseits fehlt den Böden jetzt eine Schutzschicht.
Aber auch wenn das Feuer groß war: Im Vergleich zu den Waldflächen in Brandenburg und seinen Nachbarbundesländern ist die verbrannte Fläche bei Treuenbrietzen und anderen regionalen Bränden vergleichsweise klein. Das heißt aber nicht, dass man beim Wiederbepflanzen nicht überlegen sollte, was besser gemacht werden könnte, sagt Goldammer. „Die Forstwirtschaft hat die Kiefern in der Vergangenheit sehr eng gepflanzt.“
Wälder fit für den Klimawandel machen
In Zeiten, in denen Dürren und Waldbrände häufiger werden, hat das Nachteile. So konkurrieren die Bäume stärker um das wenige Wasser im Boden. Stehen die Bäume dagegen nicht so eng, dann kann auch ein Feuer nicht so viel Schaden anrichten, da weniger Brennmaterial vorhanden ist und das Feuer nicht so heiß wird. Denn eigentlich ist die Waldkiefer ein geeigneter Kandidat für die Zukunft: widerstandsfähig gegen Sturm, Dürre oder auch ein nicht ganz so heftiges Feuer.
Nach den Bränden wurde auch gefordert, künftig mehr auf Mischwälder zu setzen und nicht nur eine Baumart zu pflanzen, sondern auf mehr Vielfalt zu setzen. „In Baden-Württemberg und Niedersachsen beispielsweise hat sich das als gute Strategie bewiesen, denn dann ist der Wald nicht mehr so brennbar“, sagt Goldammer. Ob das in Zeiten des Klimawandels auch noch die richtige Strategie, müsse aber noch wissenschaftlich untersucht werden. In einem ist sich Goldammer aber sicher: Dieser Sommer wird lange nachwirken. Die Forstwirtschaft müsse sich fragen: Wie bereiten wir den Wald auf diese Zukunft vor?
Von Anna Schughart/RND