Wir alle sind aus Sternenstaub – und das sollte uns Trost spenden
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Das von der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA zur Verfügung gestellte Bild zeigt einen Blick auf den Carina-Nebel (Carina Nebula). Diese „Landschaft“ ist der Rand einer nahe gelegenen, jungen Sternentstehungsregion namens NGC 3324 im Carina-Nebel. Das Bild, das vom neuen James-Webb-Weltraumteleskop der Nasa im Infrarotbereich aufgenommen wurde, zeigt zum ersten Mal zuvor unsichtbare Bereiche der Sternentstehung.
© Quelle: NASA, ESA, CSA, and STScI/dpa
„Du bist aus Sternenstaub“ ist einer der Leitsätze, mit dem ich als Kind groß geworden bin. Das liegt vorrangig daran, dass mein Vater ein begeisterter Naturwissenschaftler mit großer Leidenschaft fürs Universum war und ist. Aber tatsächlich hat auch mich das als Kind wahnsinnig fasziniert: Ich bin aus Sternenstaub? Wie soll das denn funktionieren?
Die Erklärung ist, einfach gesagt: Die ersten Sterne enthielten nur wenige chemische Elemente wie Wasserstoff und Helium. Aber durch verschiedene Prozesse im Lebenslauf eines Sterns, wie zum Beispiel der sogenannten Nukleosynthese, entstanden im Laufe von Milliarden von Jahren zusätzliche chemische Elemente: Sauerstoff, Magnesium, Eisen, Kohlenstoff. Deswegen kann man heute tatsächlich sagen: Jedes Atom im menschlichen Körper war einmal Teil eines Sterns. Und damit sind auch wir – ganz wissenschaftlich gesehen – aus Sternenstaub.
Wir sind immer für alle vereint
Rational betrachtet ist das erst mal eine trockene Angelegenheit auf atomarer Ebene. Doch der Satz „Du bist aus Sternenstaub“ transportiert so viel mehr als nur wissenschaftliche Fakten. Als Kind fand ich den Gedanken sehr schön – und auch sehr tröstlich: Wenn alles aus Sternenstaub ist, so dachte ich, dann sind wir ja auch alle für immer vereint – selbst über den Tod hinaus. Tatsächlich teile ich dieses Bild genau so jetzt mit meinen Kindern.
Es ist aber zugegebenermaßen etwas romantisiert: Denn aus Wasserstoff und Helium werden schließlich nicht nur Lieblingsmenschen, Lieblingstiere, Lieblingsgegenstände – sondern auch Diktatoren oder Waffen. Und auch ein Treibhausgas wie Kohlenstoffdioxid ist aus Sternenstaub.
Hoffnung für den Klimawandel
Der Leitsatz meiner Kindheit hilft mir aber auch als Erwachsener: Der menschengemachte Klimawandel fordert von uns in den kommenden Jahren gewaltige Transformationen, wie zum Beispiel eine Energiewende – und dass die nicht einfach wird, merken wir aktuell mehr denn je.
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Veränderung ist nie leicht, aber stattfinden wird sie: Egal, ob wir uns aktiv für mehr Klimaschutz entscheiden oder nicht – verändern wird sich die Welt dank des menschengemachten Klimawandels in jedem Fall. Angesichts der Trägheit der Systeme in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik und der fehlenden Ernsthaftigkeit, die diesen Themen viele Jahre entgegengebracht wurde, erschien mir das Gestalten einer sozial gerechten, lebenswerten Zukunft nicht nur einmal in meinem Leben als aussichtslos.
Wenn ich mir jedoch in Erinnerung rufe, dass wir alle aus Sternenstaub entstanden sind – mehr nicht! – dann ist es doch wirklich erstaunlich, was die Menschheit in ihrer Geschichte schon alles erreicht hat. Ich weiß zwar dann immer noch nicht, wie wir die notwendigen Veränderungen schaffen, aber dass wir sie schaffen, da bin ich mir sicher.
Insa Thiele-Eich ist Meteorologin und forscht an der Universität Bonn an den Zusammenhängen zwischen Klimawandel und Gesundheit. Seit 2017 trainiert sie im Rahmen der Initiative „Die Astronautin“ als Wissenschaftsastronautin für eine zweiwöchige Mission auf der Internationalen Raumstation – und wäre damit die erste deutsche Frau im All. Hier schreibt sie alle zwei Wochen über Raumfahrt, den Klimawandel und die faszinierende Welt der Wissenschaft.